Frankfurt am Main (ots): Innerhalb kürzester Zeit hat die Feuerwehr Frankfurt am Main den wichtigen Ausbildungsbetrieb Corona gerecht und vollumfänglich umgestellt: Die Grundlagen für den Feuerwehr- und Rettungsdienst gibt es per Webinar: Brand- und Löschlehre, Schlauchkunde, naturwissenschaftliche Grundlagen. Und sogar an den gemeinsamen Pausenraum ohne Lehrpersonal wurde gedacht.
Im Frankfurter FRTC, dem Feuerwehr- und Rettungstrainingscenter, ist sonst Betrieb wie in einem Bienenstock. Jetzt sind in der Akademie der Branddirektion Übungshalle, Simulatoren und die meisten Lehrräume verwaist. Aufgrund der Corona-Pandemie findet hier vorübergehend kein Unterricht statt. Die Stadt Frankfurt ist aber dringend darauf angewiesen, dass hier jährlich neue Einsatzkräfte ihren Abschluss machen und die Ausbildung ist anspruchsvoll und streng getaktet.
Es galt also, schnell eine pragmatische und tragfähige Lösung zu finden. Das gelang: Am 1.4. begann ein neuer Grundausbildungslehrgang; die Beamten auf Probe erhielten ihre Urkunde und einen Stapel Unterlagen. „Bereits am 3.4. konnten die Teilnehmer um 7:30 Uhr im Virtuellen Klassenzimmer antreten“, sagt Abteilungsleiter Jens Stiegel nicht ohne Stolz. Bis 16 Uhr vermitteln die Lehrkräfte seither in 60 bis 120 Minuten Blöcken den Nachwuchsfeuerwehrleuten die Grundlagen ihres späteren Berufs.
Im dritten Stock des FRTC sitzt Thomas Gruber in seinem Büro vor drei Bildschirmen zwischen Anschauungsmaterial und Lehrunterlagen, die er und seine Kollegen rasch anpassen mussten. Per Video-Konferenz sind die Auszubildenden zugeschaltet und folgen ihm erstaunlich konzentriert. „Man kann viel machen, mal ein Video zeigen oder eine Präsentation. Wir bauen auch viel auf Interaktion und Mitwirkung“, erklärt Gruber, der wie die meisten Mitarbeiter in der Ausbildungsabteilung auch noch im aktiven Einsatzdienst tätig ist.
Sicher hat diese Art des Unterrichtens Grenzen. „Atemschutztraining und Realbrandübung gehen nun einmal nicht übers Web. Aber bis hin zur Vorführung des Anleiterns in der Übungshalle geht schon so viel, dass wir optimistisch sind, zu gegebener Zeit bruch- und staufrei wieder in den normalen Ausbildungsbetrieb überzugehen“. Ein Stockwerk tiefer läuft gerade eine Lehreinheit im Rahmen der Notfallsanitäterausbildung. In den großen Unterrichtsraum haben sich die Ausbilder zwei rote Sessel geholt, so dass im Webinar ein bisschen der Eindruck eines Fernsehstudios entsteht. Heute haben sie noch zwei Ärztinnen als Gäste. Zur Anschauung spielen hier auch regelmäßig Schulskelett und Beatmungsdummy eine Rolle.
Jan Badstübner ist einer der Feuerwehr-Auszubildenden in der Grundausbildung. Er findet das ganze „eine Supersache“. „Man sieht sich ja tatsächlich gegenseitig und muss sich melden wie sonst auch. Vor allem für bestimmte Themen ist das echt einen gute Alternative, auch wenn natürlich das ‚Lehrsaal-Feeling‘ fehlt.“ Letzteres ist Thomas Gruber und den Kollegen auch klar, es geht ja bei der Feuerwehr viel um den Gemeinschaftssinn und dafür muss man sich gut kennen. Deshalb haben sie immerhin regelmäßig gemeinsame Online-Pausenzeiten für die Teilnehmer eingeplant – 30 Minuten, ohne Lehrer.
Bis hierhin war es „schon ein Kraftakt“, wie Gruber sagt. Aber die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit habe einmal mehr richtig gut funktioniert. Nicht zuletzt der amtseignen IT ist er für die Unterstützung beim Aufbau dieser digitalen Unterrichtsform dankbar. Und wenn der Präsenz-Unterricht wieder läuft? „Dann gibt die neue Technologie uns und den Auszubildenden untereinander die Chance, eng in Kontakt zu bleiben, auch wenn die durch Praktika im ganzen Land verteilt sind.“ Die Feuerwehr Frankfurt wird die jetzt gemachten Erfahrungen im Virtuellen Klassenzimmer also auch dann noch nutzen, wenn im FRTC längst wieder viel Betrieb ist.
Anne Walkembach
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