Am Freitag, 20.10.2023 fanden sich im Freizeitsaal Trieben die Kommandanten und Stellvertreter von 85 der 95 Feuerwehren des Bezirkes sowie Funktionäre des BFV Liezen zur Abhaltung des diesjährigen Kommandantentages ein.Der Kommandantentag wurde in völlig neuer Form ausgerichtet und hatte zum Ziel, diesen interessanter zu gestalten. So fand im Vorfeld eine Fahrzeugausstellung statt, bei der die neuen Spezialfahrzeuge des Bezirkes präsentiert wurden. Eine weitere Aufwertung erfuhr der Kommandantentag durch jeweils zehnminütige Referate über diverse Großschadensereignisse. Die Einsatzleiter persönlich schilderten den Einsatzablauf sowie ihre Einsatztaktik und die aus den Einsätzen gewonnenen Erkenntnisse: HBI Gerald Petter (Einsatzleiter) und HBI Hermann Zechmann (Einsatzleitung) berichteten über den schweren Busunfall in Schladming, bei dem 225 Einsatzkräfte, darunter 60 Sanitäter, 8 Ärzte, 43 Mitarbeiter im Krankenhaus, 6 Bergretter und 3 Bestatter
eingesetzt waren. ABI Christian Danner ließ den Einsatz mit 88 Einsatzkräften beim tödlichen Kajakunfall auf der Salza Revue passieren. LFA MR Dr. med. Josef Rampler, MSc referierte zum Projekt „Psychosoziale Unterstützung“, dabei geht es vorwiegend um die Aufarbeitung psychisch belastender Einsätze für die Kameraden selbst. HBI Schaunitzer und OBI Sebastian Emmer sprachen skizzierten den Einsatzverlauf bei einem Gasunfall in Selzthal, wo im Zuge von Probebohrungen eine natürliche Methangasblase angebohrt und schließlich das Bohrloch wieder mit Beton verfüllt wurde. Den Reigen der Referenten schloss OBI Stefan Schröck mit seinem Bericht über den KHD-Einsatz in Bad Radkersburg ab, wo die Mitglieder des Bereichsführungsstabes sowie ein technischer Zug des Bezirkes Liezen die dort heimischen Kräfte unterstützten.
Bereichsfeuerwehrkommandant LFR Reinhold Binder berichtete über die bevorstehende Auslieferung des Einsatzleitfahrzeuges samt Drohne an die FF Zauchen und das neue Atemschutzfahrzeug für die FF Pyhrn. Er mahnte zur Vorsicht und verlieh dabei seiner Sorge Ausdruck, dass das hohe Gut der Freiwilligkeit durch immer herausfordernde Einsätze gefährdet sei. Es könne nicht sein, dass sich die Feuerwehren zunehmend für Assistenzeinsätze, die weit über ihr eigentliches Aufgabenfeld hinausgehen, in persönliche Gefahr begeben.
LFR Binder bedankte sich bei den anwesenden Offizieren für ihr Engagement rund um die Uhr, insbesondere bei den eingesetzten Wehren für ihre Mitarbeit bei der kräfteraubenden, fünftägigen, sehr erfolgreichen Waldbrandbekämpfung: „solche Elementarereignisse werden immer umfassender und gehen mit mehrtägiger Bindung der Kräfte einher“.. Dass die Einsatzkräfte dann auch noch durch einen privaten Flugunternehmer in besonders dreister Art und Weise als unfähig dargestellt wurden, schmerze ihn besonders.
BR Benjamin Schachner referierte über die Kursbesuche an der LFZS Steiermark, alleine heuer nahmen sich 763 KameradInnen wertvollen Urlaub, um sich für für den Einsatz fortzubilden. Leider gingen in den Coronajahren über 8.000 Lehrgangsplätze verloren, die nicht mehr aufholbar sind. Durch eine funktionsgerechtere Ausbildung sollen die jährlichen, maximal 125.000 Kursplätze jährlich optimaler genutzt werden können, zu dem werden künftig auch virtuelle Kurse angeboten.
Dank und Anerkennung wurde ABI Ing. Thomas Fessl, MSc zuteil, der als KHD-Beauftragter des Bezirkes jahrelang bei diversen Großschadensereignissen und Übungen den Bereichsführungsstab geleitet hatte und diese Funktion aufgrund seiner Ernennung zum KHD-Landesbeauftragten nun zurückgelegt.
Als Nachfolgerin für diese – eine der wichtigsten und höchsten Funktionen im Bezirk überhaupt – präsentierte LFR Binder die Kommandantin der FF Trieben-Werk und langjährige, erfahrene S3 des Bereichsführungsstabes, DI Monika Haberl. Im Zuge ihrer Ernennung zur KHD-Kommandantin wurde sie entsprechend ihrer neuen Funktion zur Abschnittsbrandinspektorin befördert. Das ist der höchste Dienstgrad, den es neben dem Bezirkskommandanten und -Stellvertreter im Bezirk gibt. ABI DI Monika Haberl, Tochter des ehemaligen Abschnittskommandanten Franz Haberl, ist somit nicht nur die erste Leiterin eines Bereichsführungsstabes in Österreich, sondern auch die erste Abschnittsbrandinspektorin und somit höchstdekorierte Offizierin im Land!
Als weitere, neue Funktionäre nannte bzw. ernannte LFR Binder HBI Michael Plank als Mitglied im Arbeitskreis „Freiwillige Feuerwehren“ im LFV Steiermark, OBI Sebastian Emmer als regionalen Schadstoffkommandanten und Bereichsbeauftragten für Gefahrgut sowie HBI Martin Eder als Bereichssonderbeauftragten für „Drohnen“.
Unter dem Tagesordnungspunkt „Ehrungen“ wurden 18 Offiziere für mehr als 15-jährige Kommandofunktion mit dem Landesverdienstzeichen des LFV Steiermark Stufe 2 / Silber ausgezeichnet; das Verdienstzeichen des ÖBFV 2. Stufe / Silber erhielten die Palfauer Offiziere ABI Christian Danner und OBI Willibald Danner.
Unter Punkt ALLFÄLLIGES berichteten ABI Werner Fischer über die Sammelbestellung der Notstromaggregate (55 Stück wurden angefragt), deren Auslieferung im zweiten Quartal 2024 erfolgt und BI Stefan Schröck über eine am 28.11.23 um 13 Uhr angesetzte Katastrophenübung, bei der die Funkkommunikation während eines Blackouts simuliert werden soll.
In seinen Grußworten bedankte sich Bezirkshauptmann HR Dr. Christian Sulzbacher für die geleistete Arbeit und bezeichnete die seitens eines privaten Flugunternehmers eingebrachte Kritik an den Einsatzkräften als bodenlose Frechheit. Zu denken gäbe auch die wachsende Anzahl an Sperrmüllbränden, alleine im Zeitraum des letzten Jahres war es zu drei solchen Großbränden gekommen.
Christoph Schlüßlmayr, MSc