Sämtliche Berufsfeuerwehren Österreichs haben sich erstmalig in der Geschichte zu einem einheitlichen Auf-treten zusammengefunden und in einem gemeinsamen Schulterschluss dazu entschlossen, künftig die Beschaffung der Dienst-, Einsatz- und Repräsentationsbekleidung gemein-sam zu bewerkstelligen. Im Rahmen des Projektes „Österreichweites einheitliches Auftreten der Berufsfeuer-wehren“ wurde die optische Vereinheitlichung der Berufsfeuerwehren auf lange Sicht gesehen angestrebt, um letztlich den Berufsfeuerwehren ein Corporate Design zu geben.
Zum Projekt
Als zuständiger Referatsleiter für die Beschaffung der persönlichen Schutzaus-rüstung und Bekleidung der Berufsfeuer-wehr Wien hat BR DI Peter Klade bereits vor Jahren eine Vereinheitlichung der Bekleidung für die Berufsfeuerwehren an-gestrebt. Angesichts des föderal organisierten Feuerwehrwesens in Österreich bedurfte es eines enormen Kraftaktes diese Herkulesaufgabe zu stemmen; es galt bundesländerübergreifend eine Vereinheitlichung im Auftreten der Berufsfeuerwehren Österreichs in Gang zu setzen. Die Zielsetzung war von Anfang an klar definiert und folgende Vorteile resultieren für alle am Projekt beteiligten Berufsfeuerwehren:
Einheitliches Auftreten aller Berufsfeuerwehren und Wirkung nach außen im Sinne eines Corporate Design
Gemeinsames Beschaffen gemäß Bundesvergabegesetz
Lagerhaltung durch Lieferanten und damit verbunden verkürzte Lieferzeiten
Attraktive Preisgestaltung auf-grund des höheren Auftragsvolumens
Einmalige Erstellung von Leistungsbeschreibungen, von welchen alle Berufsfeuerwehren profitieren
Speziell durch die derzeitige globale Situation sind entsprechende Preissteige
rungen momentan und bei künftigen Beschaffungen auch im Textilbereich zu erwarten. Das Projekt und das dadurch erhöhte ausgeschriebene Auftragsvolumen konnten diesem Trend bereits entgegenwirken.
Das Projektteam
Das Kernteam rund um die Umsetzung des Projektes bestand primär aus drei Personen. Als Mastermind hinter dem Projekt fungierte BR DI Peter Klade von der Berufsfeuerwehr Wien. Anfang des Jahres 2021 konnte der Sachgebietsleiter 3.6 des ÖBFV und Offizier der Berufsfeuerwehr Linz BR Ing. Markus Reitbauer für das Projekt gewonnen werden. Das Team vervollständigte ADir Herbert En-gel, der ausgewiesene Experte der Heeresbekleidungsanstalt Brunn am Gebirge.
Zielsetzung
Ziel war und ist es nicht, im Sinne der Nachhaltigkeit, innerhalb kürzester Zeit die Berufsfeuerwehren zu vereinheitlichen, sondern vielmehr den Vereinheitlichungsprozess per Datum einzuleiten und gleichzeitig aber auch die entsprechenden Möglichkeiten der Beschaffung einfach und kostengünstig zur Verfügung zu stellen.
Projektpartner
Nach dem Schulterschluss sämtlicher Branddirektoren aller Berufsfeuerwehren Österreichs, mit dem Ziel einer gemein-samen Beschaffung und eines einheitli-chen Auftretens, wurde seitens des ÖBFV für das Vergabeverfahren die BBG mit der formalen Abwicklung des Vergabe-verfahrens beauftragt. Nach eingehen-der Prüfung der Vertragsart wurde der Weg der Rahmenvereinbarung mit Abnahmeverpflichtung für die Dauer von vier Jahren beschritten. Die HBA Brunn am Gebirge unterstützte das Projekt in technischer Hinsicht.
Projektarbeit
Das Projektteam bestehend aus BR DI Pe-ter Klade, BR Ing. Markus Reitbauer und ADir Herbert Engel arbeitete fast ein Jahr unermüdlich an der Erstellung der tech-nischen Leistungsbeschreibungen. Da-bei wurde ein nach Art und Umfang der enthaltenen Bekleidungsteile entsprechendes Paket geschnürt, welches einerseits alle Anforderungen der unter-schiedlichen Berufsfeuerwehren beinhaltet und andererseits ein einheitliches Auftreten gewährleistet. Art und Umfang der Ausschreibung betrifft die gesamte Dienst-, Einsatz- und Repräsentationsbekleidung sowie ein dazu passendes Reinigungs- und Reparaturservice.
Einheitliches Logo
Es wurde ein einheitliches und marken-rechtlich geschütztes Logo entworfen (BFÖ – Logo / (Berufsfeuerwehr Österreich Logo), welches im Sinne eines Corporate Design die Zugehörigkeit zur Gruppe der Berufsfeuerwehr zum Aus-druck bringt. Sämtliche Bekleidungsteile tragen künftig dieses Hoheitszeichen
Dienst-, Einsatz- und Repräsentations-bekleidung
Allgemein wurde die Farbe Dunkelblau als Grundfarbe für sämtliche Bekleidungsteile definiert. Dabei wurde im Zuge der Ausarbeitung der technischen Leistungsbeschreibungen auf eine moderne und funktionale Schnittführung geachtet. Gleichzeitig wurde in punkto Schutzwirkung ein Mittelweg beschritten, um einerseits die Schutzwirkung der Großstadtfeuerwehren entsprechend zu gewährleisten, die Leistungs-fähigkeit zu erhalten und andererseits der Klimaerwärmung und der dadurch enormen körperlichen Belastung entgegen zu wirken. Ziel war es, in der gesam-ten Kollektion den Uniformcharakter zu unterstreichen und gleichzeitig Material-mischungen einzusetzen, welche funktional, langlebig und leicht zu reinigen sind, um auch dem Ansehen der Berufsfeuerwehren in der Öffentlichkeit ge-recht zu werden.
Die Dienstbekleidung wurde neu durch-designt und vereinheitlicht. Bei diesem Mehrschichtsystem wurde im Speziellen darauf geachtet, dass die Bekleidungs-kombinationen ein einheitliches Bild er-geben.
Bei der Einsatzbekleidung wurde nach umfangreichen Tests der Lagenaufbau wie auch der Oberstoff definiert. Die bereits bewährte Chargenkennzeichnung wurde belassen und bietet auch künftig Vorteile bei Beförderungen, um nicht die gesamte Jacke tauschen zu müssen. Die seitens BR DI Peter Klade entwickelte Führungskräftekennzeichnung auf Jacken, Kollern und Westen ist wesentlicher Bestandteil der Ausschreibung gewesen, um eine einheitliche Führungsorganisation künftig bei allen Berufsfeuer-wehren sicher zu stellen. Zudem wurden entsprechend der Vielfalt auch unter-schiedliche Typen von Branddiensthand-schuhen und Technischen Einsatzhand-schuhen berücksichtigt, um auch den Ausbildungsbereich bestmöglich versorgen zu können. Jürgen Marx, Orthopädieschuhmachermeister von der Heeresbekleidungsanstalt Brunn am Gebirge unterstützte dabei die Erstellung der technischen Beschaffungsunterlagen und brachte seine Schuhexpertise im ge-samten Schuh- und Lederbereich ein.
Gleichfalls wurde die Repräsentations-bekleidung, welche bei den meisten Berufsfeuerwehren bereits in ähnlicher Form Verwendung findet, schnitttechnisch angepasst, adaptiert und als Standardmodell ausgeschrieben.
Um die Sache abzurunden, wurden auch sämtliche Accessoires wie Mützen und Baseballkappen integriert, wobei im Speziellen die Farbtöne nach Stoffmustern, Farbcodierungen und die Stickqualität genau definiert werden mussten.
Reinigungs- und Reparatursystem
Bei gröberen Verschmutzungen wie auch bei möglichen Beschädigungen bedarf es zur Aufrechterhaltung der Hygienevorschriften und der Schutzfunktion einer sachgemäßen Reinigung und Reparatur, weshalb auch ein entsprechendes Reinigungs- und Reparaturservice zum Paket gehört. Basierend auf dieser Tat-sache wurden auch partikeldichte Flammschutzhauben in zwei Varianten (kurz und lang) ausgeschrieben, um dem Grundgedanken der Einsatzstellen-hygiene Rechnung zu tragen.
Projektablauf
In enger Zusammenarbeit mit der BBG konnten letztlich in Summe 47 Positionen in 23 Losen zusammengefasst und bei einem geschätzten Auftragswert über die Vertragslaufzeit von ca. € 9 Mio. ausgeschrieben werden. Seitens der BBG erfolgte die hochprofessionelle formale Abwicklung in den Bereichen strategischer Einkauf, Ausschreibungs-management sowie Vertrags- und Qualitätsmanagement jeweils mit entspre-chender juristischer Abklärung durch Vergabejuristen. Nach den Angebotslegungen und der Bewertung der Ange-bote und Angebotsmuster wurden durch die Bewertungskommission die Bestbieter ermittelt und die Zuschläge erteilt. Erfreulicherweise konnten durch die Losausschreibung sehr gute Preise bei einer hervorragenden Qualität mit namhaften Herstellern erzielt werden.
e-Shop
Um einen unkomplizierten Abruf für sämtliche Magistrate mit Berufsfeuer-wehren zu gewährleisten, wurde der e-Shop der BBG entsprechend eingerichtet und mit Unterstützung des Projektteams der Berufsfeuerwehren adaptiert und an-gepasst. Dies war nötig, da bedingt durch die unterschiedlichen Chargierungen in Kombination mit den Bekleidungsgrößen mehrere tausend Bestell-variationen abgebildet werden mussten und ein herkömmliches Bestellsystem dem komplexen Feuerwehrwesen nicht entspricht. Der Zugriff auf und die Bestellung der Bekleidungsteile ist nur den sechs Berufsfeuerwehren vorbehalten. Zur besseren Übersicht wurde zusätzlich für die Berufsfeuerwehren ein Katalog mit den Uniformkombinationen erstellt und zur Verfügung gestellt, um einerseits die Bekleidungskombinationen darzustellen und andererseits den Bestellern bei den einzelnen Berufsfeuer-wehren eine Hilfestellung zu geben.
Projektausgang und Ausblick
Das bahnbrechende und erfolgreich ab-geschlossene Projekt im besonderen Auftrag mit der BBG endete mit der Beendigung des Vergabeverfahrens und geht damit in den Verantwortungsbereich der Berufsfeuerwehren über. Die Bestellung erfolgt seitens der jeweiligen Magistrate über den von der BBG zur Verfügung gestellten e-Shop. Dies stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Berufsfeuerwehren dar, da es erstmalig gelungen ist, sich überregional und bundesländerübergreifend gemein-sam am Bekleidungssektor zu vereinheitlichen. Das Projekt kann durchaus als „Leuchtturm-Projekt“ verstanden werden und könnte als Vorbild dienen, um auch künftig in anderen Bereichen Synergien im Beschaffungsprozess und im Auftreten zu nutzen bzw. einheitlicher zu gestalten.